Pfarrkirche St. Nikolaus Attenhofen

 

Baugeschichte:

Unter den vielen im 12. und 13. Jahrhundert neu erbauten romanischen Kirchen der Hallertau ( Rannersthofen, Pötzmes, Tegernbach, Osterwaal, Leibersdorf, Hebrontshausen, Haunsbach, Gasseltshausen, Ebrantshausen, Aufhausen usw. ) befand sich auch unsere Pfarrkirche; wenigstens scheint das Untergeschoß des Turmes noch von dieser alten Kirche herzustammen. Nach etwa 300jährigem Bestande heißt es 1559: „das Gotteshaus dörfft Pauens“. Es musste jedoch noch 200 Jahre herhalten. Eine größere Reperatur scheint jedoch in der Zwischenzeit dadurch geschehen zu sein, dass man dem Turme statt dem Satteldache eine barocke Kuppel aufsetzte, vielleicht um 1600 herum. Das Bild dieser früheren Kirche mit dem Eingang auf der Westseite ist auf dem Votivgemälde von 1670 in St. Simon noch sehr gut erhalten. Bei der Visitation 1735 wurde festgestellt: Die Kirche ist zu klein, um die Pfarrkinder zu fassen; der Pfarrer soll mit dem Pfleger von Mainburg sich ins Benehmen zu setzen, dass sie erweitert werde; Die Sakristei ist zu feucht und braucht eine Reparatur, ebenso auch das Beinhaus. 1748 machte der Pflegverweser Unertl von Mainburg auf wiederholte Vorstellungen des Pfarrers Matthias Huber den geistlichen Rat in München (Kultusministerium) aufmerksam, dass die Pfarrkirche Attenhofen so baufällig sei, dass sie jederzeit einstürzen könne, wie das neulich in Lindkirchen geschehen ist. Die Turmkuppel ist dermaßen zusammen- und abgefault, dass sie sich zum wirklichen Einfall neigt. Die Kirche Otterbach bei Rottenburg hätte 24000 fl Vermögen und könnte leicht 1000 fl ohne Zins verleihen; freilich protestiert der Pfarrer von Rottenburg dagegen. Der Voranschlag beträgt für den Maurermeister Joseph Wittmann von Pfeffenhausen 1170 fl, für den Zimmermeister Matthias Holzner von Wambach 235 fl und für den Schlossermeister Joseph Adamberger von Mainburg 111 fl.

1750 beschwert sich das Jesuitenkolleg Ingolstadt gegen den Pfleger von Mainburg, weil er seine Hand anlege zur Förderung des Kirchenbaues. Das Kolleg hat schon vor sechs Jahren das benötigte Bauholz, einen Brand Ziegelsteine und anderes unentgeltlich herbeiführen lassen; es wären auch schon 600 fl Baugelder vorhanden gewesen, aber das Pflegegericht Mainburg hat die beigeführten Bauhölzer und Ziegelsteine durch die Witterung verfaulen, verderben und zum teil vertragen lassen.

Pfarrer Huber hatte schon vor dem Kriege (1742-1745) verschiedene Materialien zum Kirchenbau gesammelt, hatte aber von der Hofkammer München und Gerichtsherrschaft keine Zuschüsse vermöglicher Kirchen bekommen können, daher waren die Bretter und anderes wieder verfault. Der Turm war mittlerweile so ruinös geworden, dass der Pfarrer ihn hat abtragen lassen müssen. 1754 schreibt der Pfarrer dass er den kommenden Winter kaum mehr den Gottesdienst halten zu können glaubt, weil er den täglichen Einfall der Kirche befürchten muss.

1753 wurde anlässlich einer Visitation durch den Dechant festgestellt, dass die Kirche seit zwölf Jahren gänzlich ruinös sei und nicht verdiene, eine Kirche, sondern mehr eine Spelunke genannt zu werden. Im gleichen Jahre berichtet Pfarrer Huber an den geistlichen Rat München, dass er schon seit seinem Hier sein 1738 den Neubau des schadhaften Gotteshauses betreibe; dann ist der Krieg gekommen (1742), und zum Unterhalt des bayerischen Heeres hat man fast von allen Kirchen Geld beischießen müssen; dadurch ist die ganze Bauangelegenheit ins Stocken geraten. Mittlerweile hat der Glockenturm zu weichen begonnen und musste auf Befehl des Pflegegerichts Mainburg abgetragen werden. Weil das Gotteshaus zu klein ist und man weder mit dem Chor noch auch rückwärts weiter hinaus bauen kann, weil die Kirche auf einem jähen Buckel steht, gegen Mittag genugsam Raum vorhanden ist, also bittet er um die gnädigste Erlaubnis, bei ereignendem Neubau den Chor gegen Mittag richten zu dürfen.

Unterm 28. August 1754 drängt das Ordinariat Regensburg beim kurfürstlich geistlichen Rat München auf den Neubau des totaliter ruinösen Gotteshauses in Attenhofen. Endlich nach drei Jahren, am 28. November 1757, wurde der Neubau von der kurfürstlichen Regierung genehmigt mit einem Kostenbetrage von 2378 fl 58 kr.

Aus dem im Kreisarchiv München befindlichen Kostenvoranschlag interessieren uns folgende Posten:

Beim Maurermeister Jakob Wittmann von Pfeffenhausen: 39000 Ziegelsteine zu den alten 273 fl; Gerüstholz 64 fl; 8000 Häcken 48 fl; 8000 Preißen 41 fl; 6 Zentner Eisen zu den Fenstergittern und Schlaudern 66 fl; 274 Schäffel Kalk samt Fuhrlohn 4 Stunden weit 287 fl; 500 Fuhren Sand 75 fl; den Maurermeister für 185 Tage je 30 kr 92 fl; 8 Gesellen 185 Tage je 21 kr 518 fl; dem Mörtelkocher 43 fl; 6 Handlanger je 12 kr 222 fl; Gesamtvoranschlag 1799 fl.

Beim Zimmermeister Matthias Holzner von Wambach 64 Zimmerhölzer zum Dachstuhl und Sparren: gratis von den Jesuiten; 5 Eichreis zu den Mauerbänken 12 fl; 166 Latten 8 fl; 12000 Schindel zur Eindeckung der Tumkuppel 16 fl; 24000 Schindelnägel 26 fl; 5 Eichreiser zum Glockenstuhl 12 fl; der Zimmermeister erhielt Taglohn 30 kr, ein Gesselle 21 kr. Summa 271 fl.

Beim Schreinermeister Karl Pollinger von Mainburg eine Eichentüre 5 fl; Sakristeitüre 3 fl; 18 Kirchenstühle 81 fl; Sakristeikasten samt Antritt und Aufsatzkastl aus Eichenholz 10 fl; ein doppelt Eichener Beichtstuhl 15 fl; 2 gewundene Säulen, die die Empore tragen, 5 fl; Empore samt Stühlen und Aufgang 41 fl; Summa 187 fl.

Beim Schlossermeister Georg Lechner von Mainburg: 6 Kirchenfenstergitter zu je 150 Pfund Eisen 37 fl; Beschlagen der großen Kirchentüre 9 fl; Beschlagen der Eichensakristeitüre mit einem verdeckten zweifachen Schloss 5 fl; Beschlagen der neuen Sakristeikästen mit 3 Schlössern und 8 Bändern samt Zubehör 5 fl. Summa 63 fl.

Beim Glasermeister Jakob Rumpel von Mainburg: sechs Kirchenfenster mit 188 feinen durchsichtigen Scheiben 47 fl; 2 kleine Fenster in der Sakristei mit 109 durchsichtigen Scheiben 4 fl. Summa 57 fl.

Dem Kostenvoranschlag liegt ein Plan bei aus welchem ersichtlich ist, dass der Turm eine sehr imposante Kuppel mit einer Laterne, ähnlich der von Walkertshofen, erhalten sollte, aber leider wurde von der Aufsichtsbehörde die Laterne „wegen Regeneinschlags“ gestrichen.

Da man sich über die Baukostenfrage nicht einigen konnte, wurde der Baubeginn abermals hinausgeschoben. 1758 berichtet der Pflegeverweser Martin Pezl von Mainburg an den geistlichen Rat München, dass als Dezimatoren nur das Jesuitenkolleg Ingostadt von 6 ½ zehentbaren Höfen den 3. Teil des Zehents empfange (bei 42 Haushaltungen in der Pfarrei), während der Pfarrer die übrigen 2 Drittel Zehent genieße. Pfarrer Huber erklärt bereit, 100 fl zu leisten. Da die Kirchen des Gerichts Mainburg an Vermögen nichts beitragen können, so wird gebeten, die übrigen Pfleggerichte des Rentamts München anzugehen um Beiträge zum Kirchenbau. Der geistliche Rat München Antwortet, dass die Gesellschaft Jesu in Ingolstadt auch 100 fl beischießen soll, dass übrige aber sollen die bemittelten Gotteshäuser der Gesellschaft Jesu (!!) vorschießen, zumal die gerichtlichen Gotteshäuser so verarmt sind, dass von den selben nichts erhalten ist.

Nachdem Pfarrer Matthias Huber den ganzen Bau vorbereitet hatte erlebte er leider die Ausführung dieses seines Herzenswunsches nicht mehr; er starb bereits am 8. November 1758. Sein Nachfolger Anton Glück hat im folgenden Jahre 1759 den Neubau wirklich ins Werk gesetzt und glücklich vollendet.

Die Kirche ist nach Süden gerichtet. Der eingezogene Chor hat eine Fensterachse schließt halbrund und ist flach gedeckt. Wandgliederung durch flache toskanische Pilaster mit einem Engelkopf. Die Pilaster zählen 13 Engel, an den Altären sind 13, an anderen Plätzen und auf dem Plafond seit der Ausmalung von 1904 sitzen 30, zusammen 56 Engel; mit Recht sprach Pfarrer Glück von einer „englischen Kirche“.

Das Schiff hat zwei Fensterachsen, flache Decke und die gleiche Wandgliederung wie der Chor. Der flache Chorbogen ist mit Pilastern eingefasst ; er trägt die Jahreszahl 1750, wobei aber zu bemerken ist, dass der Zahn der Zeit von der Ziffer Null das Schwänzlein weggenagt hat, sodass die Zahl richtig 1759 heißen soll. Die Südecken des Schiffes sind abgerundet; Nordempore mit sehr weit ausgebauchtem Mittelteil. Die Fenster haben einen eigenartigen Dreipassabschluss, wie er in der Nachgotik zuweilen vorkommt. Der 25 Meter hohe Turm steht an der Nordseite, gegen Osten leicht aus der Achse gerückt (Differrenz 2 cm), auch ist die Westwand um 3cm breiter als die Ostwand. Die Zwei Turmgeschosse sind durch Barockgesims abgetrennt, dass obere an den Ecken abgerundet und mit Lisenen besetzt. Je ein Schallfenster ebenfalls mit Dreipass geschlossen; Die Kuppel mit vier ohrenartigen Giebeln.

Die Sakristei ist Östlich am Chor.

Aus dem Attenhofener Heimatbuch von Pfarrer Johann Schmid 1936.